Çatalhöyük in Lycaonia

 

     
 

 

Unter der Nord-Überdachung von 2008  
   

Çatalhöyük (türkisch çatal „Gabel“ und höyük „Hügel“) ist eine in der heutigen Türkei ausgegrabene Siedlung aus der Jungsteinzeit. Sie wird auf den Zeitraum zwischen 7500 und 5700 v. Chr. und ihrer Blütezeit um 7000 v. Chr. datiert. Die Ansiedlung hatte mehrere tausend Einwohner.

Çatalhöyük ist seit 2012 Teil des UNESCO-Welterbes

 
   

 
Begräbnisöffnungen unter dem Fußboden  
   

Viele, aber nicht alle Häuser enthielten Bestattungen. Neugeborene und Kleinkinder wurden meist im Süden des Hauses bestattet, wo sich auch Herde und Öfen befanden, Erwachsene unter den Schlafplattformen im Norden des Hauses.

 
   

 
Blick nach Norden zum Eingang  
   

Die Siedlung bestand aus eng aneinandergesetzten rechteckigen Lehmziegel- oder Stampflehmhäusern mit Flachdach. Unterschiedliche Raumhöhen und Bodenniveaus gewährleisteten Belüftung und Lichtzufuhr für die einzelnen Bauten und erzeugten eine treppenartige Verschachtelung. Straßen, Gassen oder Durchgänge zwischen den einzelnen Häusern gab es nicht.
Der Zugang in die Häuser erfolgte über eine Leiter, die sich meist an der Südwand befand. Für den ebenfalls an dieser Wand angelegten Herd diente die Einstiegsluke als Rauchabzug. Verschiedene Fußbodenareale waren mit Schilfmatten ausgelegt. Einzelnen Wänden waren erhöhte Plattformen vorgelagert, die als Schlafplätze gedient haben dürften. An der Nordseite der Häuser war bisweilen ein schmalerer Raum abgetrennt, der zur Vorratshaltung benutzt wurde. Der Großteil der wirtschaftlichen Aktivitäten der Bewohner hat sich aber auf den Dächern abgespielt.
Aus Çatalhöyük gibt es bislang keine Belege für öffentliche Gebäude. Die einzelnen Wohneinheiten erweisen sich trotz der engen und dichten Bebauung als autonom wirtschaftende Einheiten.

 
   

 
Unter der Süd-Überdachung  
   

Entdeckt wurde die Siedlung in den späten 1950er Jahren. Zwischen 1961 und 1965 legte der britische Archäologe James Mellaart vom London Institute of Archaeology die heute unter der Süd-Überdachung liegenden Reste von über 160 Häusern frei. 1965 wurden die Grabungsarbeiten aufgrund unschöner Vorkommnisse um James Mellaart eingestellt.

 
   

 
Unter der Süd-Überdachung  

 

 

1993 wurden die Arbeiten im Rahmen eines internationalen Forschungsprojektes wieder aufgenommen.
In der ersten Phase, 1993–1995, wurden vor allem Oberflächenuntersuchungen durchgeführt.
In einer dritten Untersuchungsphase zwischen 2003 und 2012 (Ausgrabungen 2003–2008) sollte vor allem der Aufbau der Siedlung und die Sozialstruktur der Bewohner untersucht werden.2008 wurde ein Schutzbau über der Nord-Ausgrabung errichtet.
Bis jetzt sind ca. 5 % des Siedlungshügels archäologisch untersucht, der gesamte Hügel wurde jedoch geomagnetisch und durch Begehungen untersucht.

 
   

 

Nachbau im Besucherzentrum

 
   

Mellaart definierte 14 Schichten, die dem PPNB  (8800–7000 v. Chr.) und dem keramischen Neolithikum Zentralanatoliens angehören. Nach Radiokohlenstoff-datierungen bestanden diese Schichten zwischen 7500 und 6200 v. Chr. Der Tiefschnitt datiert zwischen 7400 und 7000 v. Chr.

Der Westhügel war vom frühen keramischen Neolithikum bis zur Kupfersteinzeit im 6. Jahrtausend v. Chr. besiedelt, es ist unklar, ob die Besiedlung begann, als der Osthügel noch bewohnt war, die Bewohner umzogen oder eine Siedlungslücke besteht.

 
   
 
Nachbau im Besucherzentrum  

 

 

Die Besiedlung des Nordhügels endete ca. 6500 v. Chr. In römischer und byzantinischer Zeit wurden auf beiden Hügeln Friedhöfe angelegt. Der Siedlungsplatz nahe dem Fluss Çarşamba war gut gewählt: Wasser stand in ausreichendem Maße zur Verfügung, ein wichtiger Standortfaktor in der niederschlagsarmen Konya-Ebene. Entsprechend reichhaltig war um Çatalhöyük auch das natürliche Nahrungsangebot (Wild, Sammelfrüchte). Die günstigen Bedingungen führten vermutlich die Bevölkerung aus der Umgebung in Çatal Höyük zusammen und bewirkten die für diese Zeit enorme Ausdehnung der Siedlung.

 

 

 

 

"Venus von Çatalhöyük" l Muttergottheit ca. 5750 v. Chr. l Museum für anatolische Zivilisationen Ankara

 
     
     
Fotos: @chim, Monika P.    
Text: Wikipedia u.a.