Antike Stadien in der Türkei
 
Magnesia ad Maeandrum

 

     
 

 

   
Weitere Namen: ./.
Römische Provinz: Karien
Lage: Tekinköy, Germencik county, Province Aydın
Fassungsvermögen: ca. 30.000 Zuschauer
Maße: Länge: 200 m
Breite: 85 m
 
   

Noch 1984 konnte man nur erahnen, dass sich in der hufeisenförmigen Senke im Ostteil des ehemaligen Stadtgebietes ein Stadion befunden hatte. Lediglich die Form der Senke ließ auf ein Stadion schließen. Man sieht heute anhand der verbliebenen Reste anschaulich, wie mächtig die Ablagerungen der letzten Jahrhunderte waren bzw. noch immer sind.
Im Auftrag des Kulturministeriums der Türkei übernahm 1985 Prof. Dr. Orhan Bingöl von der Universität Ankara die Leitung der Ausgrabungen in Magnesia. 2004 wurde mit den Ausgrabungen am Stadion begonnen. Man kann sich selbst anhand unserer Fotos kaum vorstellen, welche Unmengen an Sand und Lehm abgetragen werden mussten um die heute sichtbaren Strukturen des Stadions offenzulegen.
Das im 1. Jh. n. Chr. erbaute Stadion bot Platz für etwa 30.000 Zuschauer. Es war Austragungsort von Laufwettbewerben, Pferderennen, Boxkämpfen, und in der römischen Kaiserzeit möglicherweise von Gladiatorenspielen zu Ehren des Kaisers und der Stadtgöttin Artemis.

 
   
Die Geschichte von Magnesia ad Maeandrum:  

Der Legende nach wurde die Stadt Magnesia eine Generation vor dem Trojanischen Krieg von Magneten aus Thessalien gegründet. Durch Alexander den Großen wurde Magnesia mazedonisch, fiel auf verschiedene Diadochi, wurde selektiv und erlebte im 2. Jahrhundert v. Chr. seine kulturelle Blütezeit mit dem Königreich Pergamon. Magnesia wird unter anderem in den Werken von Herodot, Diodorus Siculus und Pausanias erwähnt. Ein Krieg mit Milet wurde 196 v. Chr. durch einen Friedensvertrag beendet, nach 190 v. Chr. wurde die Stadt von den Römern befreit.

133 v. Chr. wurde Magnesia dem Römischen Reich vermacht. Die durch ein Erdbeben im Jahre 17 n. Chr. zerstörte Stadt wurde vom römischen Kaiser Tiberius innerhalb von zwölf Jahren aus eigenen Mitteln wieder aufgebaut. Bereits 114 n. Chr. gab es dort eine frühchristliche Gemeinschaft, die in den folgenden Jahrhunderten regelmäßig ihre Läufer zu den Räten schickte. Nach der Eroberung und Plünderung durch die Goten im Jahr 262 n. Chr. konnte sich Magnesia wie die Nachbarorte Ephesus und Milet nie wieder vollständig erholen. Obwohl sie noch immer eine byzantinische Bischofsstadt wurde und eine Ringmauer gegen den Ansturm von Persern und Seldschuken erhielt, war sie kaum mehr als eine byzantinische Grenzfestung. Infolge von Überschwemmungen, Epidemien und anderen Plagen wurde Magnesia von seinen letzten Bewohnern allmählich verlassen und fiel in Verfall.

Im Zuge der großen Ausgrabungskampagnen in Kleinasien durch französische, deutsche und britische Wissenschaftler wurde auch Magnesia wiederentdeckt. In den Jahren 1891-1893 wurden von den Berliner Museen unter der Leitung von Carl Humann Ausgrabungen durchgeführt, bei denen die Überreste des Zeustempels und des Artemistempels von Hermogenes freigelegt wurden. Nach Abschluss der ersten Ausgrabungskampagne im Jahr 1893 wurden die Ausgrabungen bis 1984 ausgesetzt.

Die bis zu 4-5 m dicken Schwemmsedimente und die durch Regenwasser abgetragenen Lehmschichten bedeckten die ausgehobenen Flächen und Gebäude wieder mit Erde. Magnesia war fast hundert Jahre lang in Vergessenheit geraten, obwohl in dieser Zeit wichtige Forschungsarbeiten über Hermogenes durchgeführt wurden. Seit 1984 führt die Universität Ankara unter der Leitung von Prof. Dr. Orhan Bingöl neue Grabungen durch.

 
   
 
Ansicht 1984  
   
 
Das Stadion 2015  
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 

Der Übergang von den Sitzreihen zum Grund der Arena war stellenweise mit Reliefplatten verziert, die Szenen der Wettkämpfe zeigen. Einige dieser Reliefs sind erhalten und vor Ort noch im Original zu bewundern.                    © Prof. Dr. Orhan Bingöl

   
     
     
Fotos: @chim, Monika P., Prof. Dr. Orhan Bingöl    
Text: Wikipedia u.a.