Antike Tempel in der Türkei
 
Glossar
 

  

     

Griechische Tempel

 

 

 

 

 

Der Athena-Tempel von Assos (Rekonstruktion)

 

 

 

Der griechische Tempel ist ursprünglich das ein Kultbild bergende Gebäude eines griechischen Heiligtums. Er ist der bedeutsamste und am weitesten verbreitete Gebäudetypus der griechischen Baukunst.
Innerhalb weniger Jahrhunderte entwickelten die Griechen den Tempel von den kleinen Lehmziegelbauten des 9. und 8. Jahrhunderts v. Chr. zu monumentalen Bauten mit doppelten Säulenhallen des 6. Jahrhunderts v. Chr., die ohne Dach leicht über 20 Meter Höhe erreichten.
Für die Gestaltung griffen sie hierbei auf die landschaftsspezifischen Bauglieder der verschiedenen Säulenordnungen zurück, bei denen zunächst zwischen dorischer und ionischer Ordnung zu unterscheiden ist, zu denen ab dem späten 3. Jahrhundert v. Chr. die korinthische Ordnung trat.
Es wurde eine Vielzahl unterschiedlicher Grundrissmöglichkeiten entwickelt, die mit den verschiedenen Säulenordnungen der aufgehenden Architektur kombiniert wurden.
Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. ließ der Bau großer Tempel nach, um nach einer kurzen letzten Blüte im 2. Jahrhundert v. Chr. im Verlauf des 1. Jahrhunderts v. Chr. fast vollständig zum Erliegen zu kommen.

 
   

 

Dorisches Kapitell

 
   

 

Ionisches Kapitell

 
   

 

Korinthisches Kapitell

 
   

Grundriss

 
   

 

Naos

Cella

 
   

Der zentrale Kultbau des Tempels, der Naos, kann in mehrere Gebäudebereiche unterteilt sein. Meist war im Hauptraum, der Cella, die Götterstatue aufgestellt.

 
     

 

Adyton

 
   

In archaischen Tempeln kann hierfür noch ein eigener Raum, das Adyton, abgetrennt sein.

 
   

 

Pronaos

Opisthodom

 

 

   

Auf der Vorderseite der Cella befindet sich eine Vorhalle, der Pronaos, die aus den hervorspringenden Seitenwänden der Cella, den Anten, und zwei dazwischen stehenden Säulen gebildet wird.
Ein dem Pronaos entsprechender Raum auf der Rückseite des Tempels wird Opisthodom genannt. Dieser nicht mit der Cella durch eine Tür verbundene Raum ist rein ästhetisch zu begründen: Um der Allseitigkeit des Peripteros zu genügen, wurde die Gestaltung der Front an der Rückseite wiederholt.

 
   

 

Pteron

 
   

Ringsum kann der Naos von einem oder mehreren Säulenkränzen, der Ringhalle oder Peristasis, umgeben sein. Dadurch wird ein umlaufender Umgang, das Pteron gebildet, der den Heiligtumsbesuchern Raum bot und für kultische Prozessionen genutzt wurde.

 
   
 
Ein Beispiel für den Umgang (Pteron)  

Die in der Türkei erhaltenen griechischen Tempel sind fast ausschließlich als Peripteros (Ringhallentempel) ausgeführt.
Bei diesem Typus des antiken Tempels ist die Cella von einem durch einen Säulenkranz (Peristasis) begrenzten Umgang (Pteron) umgeben.

 
   
 

Einer der größten Ringhallentempel war der Artemistempel von Ephesos, einem der sieben Weltwunder der Antike.
Lt. Plinius, einem römischen Gelehrten, hatte allein der Unterbau des Artemistempels einen Unterbau von  125,67 × 65,05 Meter und eine Höhe von 2,7 Meter. 127 Säulen mit einer Höhe von rund 18 Metern und ein Steindach machten ihn zu diesem außergewöhnlichen Bauwerk.

 
   

Der Grundriss griechischer Tempel konnte Ausmaße bis zu 115 × 55 Meter erreichen, füllte also die Fläche eines durchschnittlichen Fußballfeldes und besaß dabei Säulenhöhen von annähernd 20 Meter.
Solche Baumassen harmonisch zu gliedern, bedurfte es ausgeklügelter Entwurfsmittel, die bereits an kleineren Tempeln entwickelt wurden und sich bewährt hatten. Wichtiges Maß war hierfür der Fuß, der je nach landschaftlicher Ausrichtung unterschiedliche Größen besaß und zwischen knapp 29 und 34 Zentimeter schwankte.
Aus diesem Grundmaß wurden die Einheiten abgeleitet, aus denen sich der zu entwerfende Tempel entwickelte. Wichtige Faktoren waren hierbei der untere Durchmesser der Säulen oder die Breite der Standplatten für die Säulen, die Plinthen.
Auch der Achsabstand der Säulen, das Joch, konnte als Basis des Entwurfes dienen.
Diese Maße wurden in Beziehungen zu anderen Entwurfselementen gesetzt, zur Säulenhöhe, zum Säulenabstand, und wirkten sich schließlich durch die Anzahl der Säulen auf die Außenmaße von Stylobat und Ringhalle einerseits, des eigentlichen Naos andererseits aus.

 
   

 
Der Tempel der Tyche auf der Handelsagora in Side  
   

Ein weiterter Typus griechischer Tempels sind die Rundtempel (Tholos).
Die antike Tholos weist meist eine kreisrunde Cella und einen die Cella konzentrisch umgebenden Säulenumgang auf. Man spricht dann von peripteraler Tholos. Sie kann im Innern einen weiteren Säulenring oder eine Halbsäulengliederung der Innenwand umfassen.
(siehe Tempel der Tyche auf der Handelsagora in Side und Perge)

 
   

 
   
   

 
   

Der Aufbau griechischer Tempel gliedert sich immer in drei Zonen: den Stufenbau, die Säulen, das Gebälk.

Das unterirdische Fundament eines griechischen Tempels wird Stereobat genannt, die oberste Schicht die Euthynterie. Ihre Oberfläche der Euthynterie ist sorgfältig geglättet und ausgeglichen. Hierauf erhebt sich ein meist dreigliedriger Stufenbau, Krepis (oder Krepidoma) genannt, dessen oberste Stufe die Standfläche für die Säulen bildet und daher Stylobat genannt wird. Stereobat, Euthynterie und Krepis bilden zusammen den Unterbau des Tempels.

 
   
   

Römische Tempel

 
   
 
Die Überreste des römischen Tempels in Seleukia ad Calycadnum (Silifke)  
   

Im römischen Sakralbau vermischen sich etruskische und griechische Einflüsse. Die etruskischen Tempel erheben sich auf einem hohen Sockel als Unterbau und setzen sich somit deutlich von der Umgebung ab.
Sie sind richtungsbezogen, haben also einen rechteckigen Grundriss. Eine Freitreppe an der Schmalseite führt in die Vorhalle, eine offene Säulenhalle, die vor der oft dreiteiligen Cella, dem Innenraum liegt. Das ganze wird von einem flachen Satteldach mit Tonziegeln abgedeckt.

Die römischen Tempel übernehmen die etruskischen Vorbilder, griechische Einflüsse werden aber im Laufe der Zeit – vor allem nach der römischen Eroberung Griechenlands im 2. Jahrhundert v. Chr. – immer stärker: der Grundriss wird in Längsrichtung gestreckt, die Cella wird im Verhältnis zur Vorhalle größer, ihre Dreiteilung wird zugunsten eines Großraums aufgegeben.
Ein gut erhaltenes Beispiel aus augusteischer Zeit ist die Maison Carrée in Nîmes.

 
   
   

Tempel für den römischen Kaiserkult 

 
   

27 v. Chr. wurde Caesars Nachfolger Augustus erster römischer Kaiser und nannte sich selbst zu Lebzeiten divi filius, also "Sohn des Vergöttlichten". Unmittelbar nach seinem Tod wurde er unter die Götter erhoben. Im mit dem Herrscherkult vertrauten griechischen Osten waren ihm aber bereits zu Lebzeiten entsprechende Ehrungen zuteil geworden.
Eine göttliche Verehrung des lebenden Kaisers durch römische Bürger widersprach hingegen im Kern der Prinzipatsideologie, nach der die res publica vorgeblich noch immer bestand. Im Westen gestatteten bzw. veranlassten Augustus und sein Nachfolger Tiberius ihre Verehrung zu Lebzeiten daher wohl nur in eingeschränktem Maße; erst später setzte sich der Kaiserkult dann auch hier flächendeckend durch.
Der Herrscher war seit Augustus zu Lebzeiten auch oberster Staatspriester (pontifex maximus) und konnte neue religiöse Gesetze schaffen bzw. bestehendes Recht endgültig auslegen.

In den Provinzen galt der Kaiserkult als Ausdruck der Loyalität gegenüber Rom. Wer ihn verweigerte, schloss sich damit aus der Gesellschaft aus und galt leicht als „Hasser des Menschengeschlechts“. In Folge dessen errichteten viele Städte eigens für den jeweiligen Kaiser einen Tempel, der -entsprechend dem Reichtum ihrer Bürger - durchaus auch mehreren aufeinanderfolgenden Kaisern gewidmet sein konnten.

 
   
 
Die Maison Carrée in Nîmes.  
   

Die Maison Carrée ist ein hervorragendes Beispiel eines klassischen augusteischen Podiumstempels. Er  ist einer der am besten erhaltenen Tempel auf dem Gebiet des Römischen Reiches.

Er wurde ganz zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr., möglicherweise auf Veranlassung des Marcus Vipsanius Agrippa errichtet und war den Söhnen des Agrippa, Gaius und Lucius, den jung verstorbenen Adoptivsöhnen des Augustus, gewidmet.

Die rechteckige Grundfläche ist beinahe zweimal so lang wie breit (26,42 m mal 13,54 m).
Die Vorderseite des pseudoperipteralen Tempels wird von einer tiefen prostylen Vorhalle dominiert, die ein Drittel der Gebäudelänge einnimmt. Ihre zehn Säulen besitzen wie die 20 Halbsäulen der äußeren Cellawände korinthische Kapitelle.
Über dem auf den Kapitellen liegenden Drei-Faszien-Architrav folgt ein Fries mit feinen Reliefs, die Rosetten und Akanthusblätter zeigen. Eine große Tür (6,87 m hoch und 3,27 m breit) führt in die kleine und fensterlosen Cella, den Ort für die Aufstellung der Kultbilder.

 
   

 

Beispiel: Maison Carrée in Nimes

Beispiel: Tempel für den Kaiserkult in Adada

 
   

 

Der Hadrianstempel in Ephesos

 
     
     
     
Fotos: @chim, Monika P.    
Text: Wikipedia u.a.